Kein Messer dringt so tief, wie ein falsch gesetztes Komma

Warum Übersetzungsfehler in technischen Dokumentationen uns und dem Hersteller das Leben schwer machen, und wie man sie zukünftig vermeidet

 

Ob die Bauherren des sagenhaften Wolkenkratzers zu Babel einen Zufluchtsort vor der nächsten Sintflut brauchten oder einfach nur hoch hinaus wollten, sei dahingestellt. Jedenfalls muss man Gottes Schachzug, Sprachverwirrung zu stiften, um das Richtfest dieses Symbols menschlicher Vermessenheit zu boykottieren, als höchst originell würdigen. Den Übersetzerberuf zu erfinden, war dann von Seiten der Menschheit allerdings auch keine schlechte Idee. Denn seit es den gibt, werden noch viel mächtigere Türme gebaut. Liegt hierin womöglich der tiefere Sinn jenes alten italienischen Sprichworts: „Traduttore traditore“ (Übersetzer sind Verräter)?

 

Tatsächlich missbrauchen Dostojewski-Übersetzer unser Vertrauen, wenn sie den bettelarmen Raskolnikov Champagner trinken lassen. Sie verkennen, dass „schampanskoje“ in diesem Kontext billigsten Schaumwein bezeichnet. Jedoch zeitigt dieser Unfug keinerlei Auswirkungen auf die Unversehrtheit des Lesers oder den Ruf des Verlags, der die immer wieder hoch gelobten „Neuübertragungen“ mit immer derselben Ungereimtheit herausbringt. Ähnlich unbrisant dürften die Folgen der Star Trek-Synchronisierungsverwechselung von Silizium („silicon“) und Silikon („silicone“) ausfallen, wie sie auch den Übersetzern der Steve Jobs-Biografie gleich im ersten Kapitel unterlief.

In der Welt technischer Übersetzungen liegt die Sache völlig anders. Weitaus geringere Fehler vermögen hier Verheerendes anzurichten, und zwar in jeglicher Hinsicht. Ein um eine einzige Stelle verrutschtes Komma kann hier den qualvollen Tod eines oder sogar vieler Menschen bedeuten, nämlich, wenn es sich dabei bspw. ...